Ganz sicher kein Lückenbüßer: Bestandserhaltung an den Sammelakten der Personenstandsregister in Darmstadt – Teil 2

2020 wurden ca. 49 lfm der Sammelakten zu den Personenstandsregistern der Stadt Darmstadt in das Stadtarchiv übernommen. Nach der Übernahme hat sich bei der Umverpackung und Erschließung gezeigt, dass die Dokumente generell sehr verschmutzt waren. In mehreren Schritten konnte eine gefahrlose Nutzung der wichtigen Zeugnisse Darmstädter Stadtgeschichte sichergestellt werden. Einen Überblick über die Bewertung und die Geschichte des Bestands findet ihr hier in Teil 1: https://dablog.hypotheses.org/16872.
Bearbeitung im Archiv
Die Aufnahme im Archiv machte eine Erschließung und Neuverpackung notwendig, um Anforderungen des Arbeitsschutzes und Bestandserhalts zu erfüllen. Mit der Erschließung wurde der Bestand für eine interne Nutzung zugänglich. Außerdem erfolgten verschiedene Ordnungsarbeiten. War ersichtlich, dass beispielsweise durch eine Recherche in den Sammelakten die einzelnen Fälle nicht mehr in der richtigen Reihenfolge vorlagen, wurde die richtige Sortierung wieder hergestellt.
Die Akten wurden nach den Entstehungsorten (Darmstadt -Stadt, Arheilgen, Eberstadt, Bessungen, Wixhausen) in Arcinsys geordnet und nach den jeweils zugehörigen Personenstandsregistern (Geburts-, Heirats- und Sterberegister) aufgeteilt. Die einzeln in Mappen verpackten Fälle wurden von Johannes Dorn jeweils als eigene Signaturen erfasst, jedoch nur nach der Nummer des Registereintrags erfasst. Eine tiefere Erschließung (u.a. mit der Erfassung von Namen und Geburtsdaten) soll im Anschluss erfolgen, auch um die noch fehlenden Schutzfristen ermitteln zu können.

Förderprojekt “Ganz sicher kein Lückenbüßer: Bestandserhaltung an den Sammelakten der Personenstandsregister in Darmstadt”
Die Akten sollten anschließend im Rahmen des Projektes “Ganz sicher kein Lückenbüßer: Bestandserhaltung an den Sammelakten der Personenstandsregister in Darmstadt” trocken und blattweise gereinigt und von aufliegendem Schmutz und Schimmel befreit werden. Nachdem der Förderantrag 2022 nicht bewilligt werden konnte, war 2023 dann mit Mitteln des Sonderprogramms zur Erhaltung des schriftlichen Kulturguts der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und des Landesprogramms Bestandserhaltung des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst über die Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) eine Umsetzung möglich. Eine Übersicht der Maßnahme findet sich daher auch im KEK-Portal: https://www.kek-spk.de/projekt/ganz-sicher-kein-lueckenbuesser.
Mit der Bearbeitung des Bestands durch die Firma ProServClean GmBH ist nun die gefahrlose Benutzung dieses wichtigen und hoch frequentierten Bestands sichergestellt:
Archivalien, die mit Schimmelpilzen behaftet sind, weisen typische Abbauerscheinungen auf, die die Grundstabilität beeinträchtigen. Der Umfang der Maßnahmen wurde dabei abhängig vom individuellen Schadensbild des jeweiligen Objektes festgelegt. Ziel aller Maßnahmen im Rahmen des Förderprojektes war es, die Archivalien zu stabilisieren und zu sichern, um so konservatorische Folgearbeiten zu ermöglichen. Aufgrund der Schadensbilder war eine gründliche, blattweise Reinigung jedes einzelnen Archivale erforderlich.
Zu berücksichtigen war, dass je nach Art des Materials unterschiedliche Verfahren geeignet sein können. Weniger empfindliche Materialien wurden mit feinen, weichen Bürsten und Pinseln oder mit einem Schwamm aus Naturkautschuk gereinigt, der auf Grund seiner großen Oberfläche besonders viel Schmutz binden kann. Stark verschmutzte Archivalien wurden, sofern die Bestandsoberfläche nicht zu empfindlich war, mittels Weichpartikelstrahl-Verfahren gereinigt.
Schimmelpilzanhaftungen und Verschmutzungen auf sehr „brüchigen Oberflächen“ wurden mit Druckluft und feinem Pinsel reduziert und behutsam beseitigt. Grobe, erhabene Verschmutzungen oder Verkrustungen, welche sich nicht leicht entfernen ließen, wurden mit Spatel entfernt, ohne die Papiersubstanz zu schädigen.


Durch Feuchtigkeit und möglicherweise durch den auf die Archivalien ausgeübten Druck kam es auch zu Veränderungen im Materialgefüge. Dadurch waren einige Archivalien partiell verblockt gewesen, sodass diese „zusammenkleben“ und durch einfaches Blättern nicht gelöst werden konnten. Die Verklebungen konnten mit einem glatten Spatel aus Teflon und im Wasserbad gelöst werden, wobei der Spatel vorsichtig zwischen die Seiten geschoben wurde und die Seiten ohne Inhaltsverlust gelöst wurden.

Das Planlegen geknickter und stark eingerollter Papierkanten erfolgte nach der Trockenreinigung mittels beheizter Glättespatel und bedarfsweise durch Befeuchten und Pressen des Papiers, ohne die Schreibstoffbeständigkeit zu beeinflussen. Es wurden zudem die vorhandenen Metallteile aus den Akten entfernt. Historische Applikationen, wie zum Beispiel kupferne Heftnadeln konnten nicht festgestellt werden.
Nutzung
Aufgrund des Umfangs des Bestands, der über 2.200 einzelne Signaturen umfasst, sind die Nacharbeiten und die Qualitätssicherung der Erschließung noch nicht abgeschlossen. Insbesondere eine Kontrolle der archivischen Schutzfristen nach HArchivG erfordert noch einiges an Arbeit. Sobald das erfolgt ist, kann er über das Archivinformationssystem Arcinsys recherchiert und in den Lesesaal bestellt werden.
Das Projekt wurde gefördert durch

aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages
und das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst

Weitere Informationen zum Landesprogramm Bestandserhaltung des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst finden sich hier auf der Seite der Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts: https://www.kek-spk.de/foerderung/bkm-sonderprogramm.
OpenEdition schlägt Ihnen vor, diesen Beitrag wie folgt zu zitieren:
Rebekka Friedrich (22. Dezember 2024). Ganz sicher kein Lückenbüßer: Bestandserhaltung an den Sammelakten der Personenstandsregister in Darmstadt – Teil 2. Stadtarchiv Darmstadt. Abgerufen am 23. Mai 2025 von https://doi.org/10.58079/12zn6